Ein lauer Sommerabend,
der sich kühlt mit Regen.
Die ersten Tropfen verdampfen
auf dem heißen Boden.
Die Sonne sich lichtet,
der Wind durchs Fenster listet.
Er schmiegt sich an die Haut
wie ein Hauch von Einsamkeit.
Es dunkelt der Abend,
Kerzenlicht die Seele streicht.
Ein Buch den Geist heilt
und die Wunden verschweißt.
Schonungslos bricht die Nacht,
zeigt uns den Platz für den Schlaf.
Ein Luftzug die Flammen löscht,
Kraft aus Träumen schöpft.
-A
Inspiration: Wenn Hitze Regen küsst
Die Idee zu „Sonnenzeit“ keimte an einem Juliabend, als der erste Sommerregen den aufgeheizten Asphalt schockte und der Duft von nassem Staub durch das offene Fenster zog. Dieses flüchtige Parfum – halb Ozon, halb Erinnerung – weckte die Frage: Kann ein einziger Tropfen die Glut eines Tages erlösen? Das Gedicht fängt genau diesen Übergang ein: vom sengenden Licht in die lindernde Dunkelheit, vom Lärmen der Stadt zum Flüstern der Nacht.
Interpretation & Motivik
„Sonnenzeit“ erzählt von einem paradoxen Glücksgefühl: Wärme und Einsamkeit begegnen sich wie alte Bekannte. Die Sonne steht für Vitalität; der abendliche Regen symbolisiert Katharsis. Der Wind, der „sich an die Haut schmiegt“, ist eine zärtliche Erinnerung daran, dass selbst Einsamkeit körperlich spürbar ist. Kerzen, Buch und Schlaf bilden eine Trilogie des Heils: Licht für die Seele, Worte für den Geist, Träume für den Körper.
Stilmittel in acht Strophen
- Gegensätze: heißer Boden ↔ kühlender Regen, Kerzenlicht ↔ Schonungslosigkeit der Nacht.
- Personifikation: Der Wind „listet“ durchs Fenster, die Nacht „zeigt“ unseren Schlafplatz.
- Alliteration & Assonanz: „Sommerabend – sich kühlt“, „Flammen löscht – Kraft schöpft“ – erzeugen ein Fließgeräusch, das dem Regensound ähnelt.
- Enjambement: Zeilenumbrüche lassen Bilder ineinanderfließen, wie Regen auf Asphalt.
FAQ zum Gedicht
Welche Stimmung beschreibt »Sonnenzeit«?
Eine Mischung aus spätsommerlicher Hitze, erster Regenfrische und der stillen Zufriedenheit, endlich zur Ruhe zu kommen.
Warum spielen Kerzen und ein Buch eine Rolle?
Beide sind archetypische Symbole für Selbstfürsorge: Kerzen verbreiten behütendes Licht, Bücher öffnen mentale Räume – zusammen heilen sie „Geist und Wunden“
Hörfassung
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