Klassische Gedichte – Goethe, Heine, Rilke & Co. neu entdecken
Zeitlose Verse verlieren nie ihren Klang. In dieser Sammlung findest du klassische Lyrik von Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke, Friedrich Schiller, Joseph von Eichendorff und vielen weiteren Autor:innen. Ob tief empfundene Liebesgedichte, stimmungsvolle Naturgedichte oder Zeilen über Freundschaft und Trost – jedes Werk erscheint hier im Originaltext, ergänzt durch eine kurze Interpretation und, wenn verfügbar, eine Hörprobe. So kannst du die Poesie nicht nur lesen, sondern auch hören und fühlen. Nutze die Unterkategorien, um gezielt durch „klassische Liebesgedichte“, „romantische Naturlyrik“ oder „Gedichte über Freundschaft“ zu stöbern, und lass dich daran erinnern, wie aktuell große Worte aus vergangenen Jahrhunderten klingen.
Rilkes „Liebes-Lied“ (1907, *Neue Gedichte*) gilt als Inbegriff moderner Liebeslyrik: filigran, nachdenklich, voller stiller Intensität. Unten findest du den Originaltext, eine leicht verständliche Analyse sowie eine Hörprobe zum Nachspüren der leisen Melodie.
Originaltext Liebes Lied
Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt?
Wie soll ich sie hinheben über dich
zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
„Ich denke dein …“ – kaum ein Vers bringt die Sehnsucht
nach einer fernen Liebe so verdichtet zum Ausdruck
wie Goethes **„Nähe des Geliebten“** (1776).
In nur vier Strophen zeichnet der Dichter ein Gefühlspanorama,
das bis heute Herzen erreicht. Unten findest du das Original,
eine leicht verständliche Analyse.
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.
Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.
Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh‘ ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.
Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O, wärst du da!
Inhaltsangabe in drei Sätzen
Das lyrische Ich durchlebt den ganzen Tag im Zeichen einer abwesenden Geliebten. Morgens Sonne, nachts Mond, selbst das Rauschen der Wellen erinnern es an sie. Der letzte Vers verdichtet alles in den Wunsch:
*„O, wärst du da!“
Interpretation
1 | Allgegenwärtige Liebe
Goethe zeigt, dass echte Nähe nicht an räumliche Präsenz gebunden ist. Naturphänomene wie Sonnenglanz, Mondlicht oder Wellenrauschen werden zu Triggern, die das Bild der Geliebten wachrufen.
3 | Kreislauf des Tages
Die Strophen folgen dem Rhythmus **Morgen – Tag – Abend – Nacht**. Dadurch spannt sich ein poetischer Tagesbogen, der Sehnsucht als dauerhafte Begleiterin inszeniert.
3 | Intensität wächst
Strophe 1 ist reines Denken, Strophe 2 „sehe“, Strophe 3 „höre“ – alle Sinne werden angesprochen. In Strophe 4 löst sich die Wahrnehmung auf in reines Wunschgefühl. Das steigert Emotionalität Schritt für Schritt.
Historischer Kontext
Goethe schrieb das Gedicht 1776 in der **Sturm-und-Drang-Phase**. Persönlich war er zu dieser Zeit von einer intensiven, aber komplizierten Beziehung zu Charlotte von Stein geprägt. Die Verschmelzung von Naturbeobachtung und Gefühl ist typisch für diese Epoche, die das Subjekt in den Mittelpunkt stellte.
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