Ich kaufe mir was für die Augen
und für den Mund.
Oh, ein bisschen Hyaluron,
dann gefalle ich dir schon.
Heute mal wieder rasieren.
Der letzte mochte es haarig,
nix mit künstlichem Rasen.
Was Echtes über meine Narben.
Schnell noch trainieren,
meine Muskeln strapazieren,
bisschen was gegen den Dating-Frust,
das T-Shirt sitzt bis zum Lendenschutz.
Ab in die Röhre.
Die Jeans passt bis zur Knöchelhöhe.
Man, gut gibt es Elasthan,
so, noch ein paar Duft Spritzer, T-Shirt ran.
Da sitze ich mit dir,
du schaust auf meine Brust.
Ja, ich hab trainiert,
kennst du meine Augen schon?
Seine Augen nicht vom Bizeps weichen,
eigentlich ist er ganz hübsch.
Kann er auch meinen Worten lauschen?
Oder wieder nur so ein Checker Typ.
Der Wein wird nicht weniger,
er redet über seine Verehrer.
Hast du auch an mir Interesse?
Oder doch nur eine hübsche Fresse.
Ja, ich weiß das ist nicht nett,
aber wer will denn nur was fürs Bett?
Vielleicht eher was fürs Sofa,
Zusammen auch mal im Foodkoma.
Ich glaub, das wird heut wieder nix.
Er fragt gar nix über mich.
Ich stell erstmal das Daten ein
und bleib für mich, allein.
Aber pssst!
Wenn du da draußen bist
und mit Herz und Kopf bestichst,
dann antworte auf dieses Gedicht.
-A
Inspiration: Swipe Links, Swipe Rechts
Die ersten Zeilen von „Date“ entstanden nach einem typischen Großstadt‑Feierabend vor dem Badezimmerspiegel: Protein‑Shake links, Hyaluron‑Serum rechts, der Algorithmus verspricht Matches – doch echte Nähe bleibt Swipe‑Ware. Das Gedicht will zeigen, wie viel Körperinszenierung und Selbstzweifel in ein einziges Treffen fließen und wie schnell sich Frust in Ironie verwandelt.
Interpretation & Motiv
„Date“ erzählt in fünf Szenen die Spirale moderner Kennenlern‑Rituale.
- Optimierung – Hyaluron, Rasur, Gym: Der Körper als Projekt.
- Auftritt – Elastan‑Jeans, Parfum‑Nebel, Tisch für zwei.
- Beobachtung – Blick auf Brust statt Blick in Augen: Oberflächlichkeit.
- Erkenntnis – Wein, Monolog, Ernüchterung.
- Rückzug & Hoffnung – Dating‑Pause, aber versteckte Einladung an „Herz & Kopf“.
Die Comedy‑Schicht („künstlicher Rasen“, „Foodkoma“) tarnt den eigentlichen Kern: Sehnsucht nach wahrer Aufmerksamkeit.
Stilmittel auf einen Blick
- Alltagssprache & Slang – Hyaluron, Bizeps, Checker‑Typ; schafft Gegenwartsnähe.
- Binnenreim & Assonanz – „Röhre / Knöchelhöhe“, „Bett / nett“ – erzeugen Rap‑artigen Flow.
- Kontrast – Äußere Perfektion ↔ Innere Unsicherheit.
- Direkte Ansprache – Das lyrische Ich bricht die vierte Wand („Pssst! Wenn du da draußen bist …“), lädt Leser*innen ins Gedicht.
FAQ zum Gedicht
Warum so viele Lifestyle‑Marken im Text?
Sie verdeutlichen, wie Dating‑Apps Körper und Konsum vermarkten – jedes Produkt verspricht Liebe, liefert aber nur Oberfläche.
Geht es gegen Fitness & Pflege?
Nein, das Gedicht kritisiert den Zwang, sich permanent zu optimieren, nicht die Selbstpflege an sich.
Das Gedicht im Band 1
Dies Gedicht findest du auch im MÄNNERROSA Band 1